“Die moderne Bauschablone will mir wahrlich gar nicht passen” (von Reiner Maria Rilke) …
…in diesem Sinne haben wir die Sommerferien 2018 gemeinsam mit den Kindern gestaltet. Ungewöhnliche Bauprojekte wurden begonnen und Alte fortgesetzt. Der Bauwagen wurde aus seinem Dornrösschenschlaf geweckt und hat ein neues Holzkleid erhalten, kleine Tonziegeln wurden geformt aus denen man fantasievolle Gebäude errichten kann, und das wunderschöne Wetter wurde zum Spielen und baden genutzt.
Unsere Ausflugsziele waren die Ziegelei in Erkelens (s. Bericht der Tonziegelei) und das Museum Abteiberg in Mönchengladbach was durch seine postmoderne Architektur ein Highlight weit über die Stadtgrenze hinaus ist.
Johanna Sturm
Besuch in der Ziegelei
Heiß glühte die Sonne vom Himmel und heiß glühten die Ziegel in dem immensen Ringofen der Ziegelei Gillrath in Erkelenz. Seit 3 Uhr nachts waren die Arbeiter schon damit beschäftigt gebrannte Ziegel aus dem Teil des Ofens zu räumen, an dem das Feuer schon vor 4 Tagen vorbeigezogen war und die seitdem abkühlten. 8 Tage zuvor hatten die Arbeiter sie dort übereinandergestapelt und dann dem Feuer vier Tage lang die Arbeit überlassen. Nur drei Ringöfen dieser Art gibt es in ganz Deutschland. Das Besondere: Nicht die Ziegel wandern durch das Feuer, sondern das Feuer durch den Ofen. Dabei entstehen durch die Lagerung Ziegel mit individuell unterschiedlicher Ausprägung. Vom Lehmabbau über die Aufbereitung des Lehms bis hin zur Formgebung und Trocknung und dann eben dem Brand konnten die Kinder Schritt für Schritt beobachten wie ein Klinker entsteht. Wir selbst hatten zuvor kleine Ziegelsteine im Sonnenhof hergestellt und bemerkten, dass wir dabei nicht so weit von der großen Fertigung entfernt waren. Auch wir haben die Ziegel entweder in Formen gedrückt oder mit Draht zurechtgeschnitten, um Ihnen ihre Form zu geben. Aber selbst wenn bei Gillrath noch viel mit Hand gearbeitet wird, sind die Klinker natürlich nicht so liebevolle Handarbeit wie die Ziegel bei uns. Aber die Dimensionen sind ganz andere. 15 Tage dauert es bis ein Klinker fertiggestellt ist. Wer die Entstehungsgeschichte kennt kann dann z.B. sehen wo die Klinker beim Trocken auf den Holzbrettern lagen. Zum Höhepunkt des Besuches durften wir sogar auf den riesigen Ringofen. Dabei mussten wir sehr vorsichtig sein, denn es gibt viele kleine, runde Öffnungen an der Oberseite durch die das Feuer mit Kohle und Gas in Gang gehalten wird, mit Luft weitergeleitet wird oder über die beim Aus- und Einräumen der Ziegel Lampen ins Innere des Ofens gehängt werden. Die Öffnungen sind mit Metalldeckeln verschlossen und natürlich sehr heiß. Tatsächlich konnten wir auf dem geklinkerten Ofen sogar über dem Feuer gehen. Ein wirklich heißer Tag!
Helen Mäurer